Sprachenlehre digital – Tools und Lernorganisation

Sprachenlehre digital – Tools und Lernorganisation

PD Dr. phil. habil. Marion Grein leitet den Masterstudiengang Deutsch als Fremdsprache an der JGU. Schon viele Jahre ist sie Mitglied des Fachbeirats "Sprache" des Goethe-Instituts. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Neurodidaktik (Sprachlehrforschung), Sprachtypologie, interkulturelle Kommunikation sowie digitales Lernen. – Die vorliegende Fassung ist stark gekürzt. Das ganze Interview finden Sie hier.

Welche Schritte gibt es in der digitalen Sprachenlehre, die man relativ einfach angehen kann?

Ja, die Verlage haben glücklicherweise alle Lehrwerke auch in digitaler Form. Die Lernenden erwerben nicht mehr nur das Lehrwerk, sondern den digitalen Zugang zu Ihrem ganz persönlichen Lehrwerk, in dieses kann man hineinschreiben, Dinge markieren, Links einfügen usw. Die Lehrkraft verwendet das Lehrwerk über Screensharing und die Teilnehmer können alles mitverfolgen. Hörtexte sind anklickbar; Filme direkt abspielbar und die Aufgaben können von allen Teilnehmenden, wie im Unterricht – allerdings in der Regel sitzend – gemeinsam gelöst werden.

Ich zeige Ihnen gerne mal Beispiele anhand von Screenshots:

Die Teilnehmenden sehen die Aufgabe, die Lehrkraft (und auch jeder Teilnehmende) kann den Film anklicken und gemeinsam anschauen, jeder kann die Aufgabe für sich lösen und dann seinen Bildschirm teilen.

In der digitalen Sprachenlehre gibt es sicher auch Herausforderungen, wenn man bedenkt, dass Sprachunterricht meist als interaktive Präsenzveranstaltung durchgeführt wird.

Wie eben bereits hoffentlich deutlich wurde, fehlen „interaktive“ Bewegungsaktivitäten, also z.B. der beliebte Gallery Walk (die Lernenden fertigen etwas an, hängen es auf, die anderen Teilnehmenden gehen an den Bildern/Texte/Grafiken vorbei) und kommentieren.

In virtuellen Zeiten müssen die TN jetzt ihre Werke virtuell aufhängen, es fehlt also die Bewegung. Interaktiv kann man aber weiterhin sein. Das Wichtigste dabei ist, dass man in

einem solchen interaktiven virtuellen Sprachkurs nicht mehr als 12 (maximal 16) Teilnehmende haben sollte, ansonsten ist die bei Sprachen notwendige Interaktivität und vor allem das notwendige Sprechen nicht mehr gewährleistet.

Haben Sie vielleicht noch ein paar Tipps für die digitale Sprachenlehre?

Ja, gerne, vielleicht zunächst in den Bereich „Allgemeine Lehre“

(1) wir haben bereits vor 3 Wochen über Teams für jedes Seminar einen Raum angelegt, in dem die Studierenden nicht nur Daten abrufen können, sondern sich unterhalten und austauschen, dort haben wir auch ein kollaboratives Dokument, auf das alle Studis zugreifen können.

(2) Wir (Frau Ersch uns ich) haben über Teams einen Raum für alle Studierende eingerichtet, in dem wir und aber auch die Studierenden sich austauschen

(3) Wie man bei Teams hat sehen können, haben wir einen Raum Bibliothek angelegt. Dort finden sich nicht nur unsere Bibliographien, sondern auch Links zu verfügbaren Quellen. Der Raum wird von einer wissenschaftlichen Hilfskraft organisiert. Die Studierenden können Ihre eingescannten Dokumente an die Hiwine schicken und sie organisiert den Raum.

Und nun noch einmal ein Tipp für den Sprachunterricht. Bieten Sie lieber mehr Kurse mit weniger Teilnehmenden an, damit Interaktivität stattfinden kann. Nutzen Sie die digitalen Angebote, wie oben gezeigt. Bieten Sie auch hier eine „Bibliothek“ mit zusätzlichen Tools. Es können in Teams immer auch zwei (oder auch mehr) Studierende einen Raum eröffnen und „chatten“ mit Webcam; die Lehrkraft kann auch eingeladen werden, um Feedback zu geben. Schon nach kurzer Zeit hat man sich eigentlich an das virtuelle Lernen und Lehren gewöhnt, auch wenn face-to-face mir immer noch sehr viel lieber ist.

Vielen Dank, dass Sie besonders in dieser Situation noch Zeit hatten ihr Wissen und Ihre Erfahrungen mit uns zu teilen!

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