Hybride Lehr- und Studienangebote


Auf dieser Seite werden reine Präsenzveranstaltungen und rein digitale Formate nicht behandelt.

Als "hybrid" verstehen wir zunächst Veranstaltungen, die rein digitale Angebote mit einzelnen Präsenzterminen verbinden. Grundsätzlich trifft diese Beschreibung bereits jetzt auf viele regulär stattfindende Lehrveranstaltungen zu. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage und der damit einhergehenden unklaren Perspektive empfiehlt sich eine situationsspezifische, individualisierbare Veranstaltungskonzeption.
So folgen hybride Lehr-Lern-Formate im Unterschied zu regulären Veranstaltungen nicht notwendig dem bisher üblichen Semesterwochentakt oder einem Äquivalent hierzu (bspw. Blockveranstaltungen). Vielmehr zeichnen sich hybride Veranstaltungen durch zeitliche, räumliche und/oder auch inhaltliche Anpassung (-sfährigkeit) aus. Die Orientierung der Veranstaltung verbleibt stark auf den Lehr- und Lernzielen, weniger auf der Form der Darbietung.
Hybride Lehr-Lern-Formate in diesem Sinne ermöglichen den Lehrenden durch ihre Struktur, einstmals rein digitale Inhalte durch zeitlich synchrone Interaktionen zu erweitern (auch in der physischen Präsenz); während sie den Studierenden weiterhin die Möglichkeit offen lassen, ausschließlich digital zu partizipieren.

Im Sinne eines möglichst einfachen und guten Zugriffs unter unterschiedlichen Bedingungen gelten die Hinweise für digitale Lehre weiterhin:

  • Asynchrone Kommunikation bevorzugen, da synchrone Übertragungen aufwändiger und störungsanfälliger sind.

  • Text vor Audio, Audio vor Video.

  • Informationen und Nachrichtenkanäle bündeln, möglichst auf einer Plattform.

  • Empfohlene Plattformen nutzen, um schnell Support zu erhalten, Datenschutz zu sichern und Studierenden schnelle Orientierung zu ermöglichen.

  • Angebote barrierefrei gestalten, um allen Studierenden den Zugriff zu ermöglichen.

Die Entscheidung, wann und wie sich Veranstaltungen sinnvoll umsetzen lassen, ist stets im Einzelfall für eine spezifische Veranstaltung zu treffen.
Im Folgenden finden Sie Fragen, die Ihnen bei Ihrer Entscheidung weiterhelfen sollen:

  • Welche Unterrichtsform entspricht idealerweise dem bestehenden oder geplanten Lehr-Lernangebot? (Typ A-D, s. folgender Abschnitt). Aufgrund von Gruppengröße, Abstands- und sonstigen Hygieneregelungen etc. sind die Wahlmöglichkeiten vorab eingeschränkt.
  • Durch welche Aktivitäten und Lernmethoden werden die Lernziele unter den gegebenen Umständen am besten erreicht? Gruppenarbeiten unter Abstandsregeln sind ggf. schwieriger umzusetzen als online in sogenannten Breakouträumen.
  • Was ist der didaktisch sinnvolle Einsatzzweck der digitalen Tools in der Lehre? (individuelle Vor- und/oder Nachbereitung, Nutzung innerhalb der Lehrveranstaltung, konkrete Lernleistung…)
  • Wie kann ich die Moderation zwischen in Präsenz und digital Anwesenden sicherstellen, auch wenn es kein Raummikrofon gibt? Wiederhole ich alle Fragen und Diskussionsbeiträge in mein Mikrofon (fürs Digitale) und aus dem Chat (für die Präsenz)?
  • Wie kann ich sicherstellen, dass Tafelanschriebe lesbar sind?

Es lassen sich beispielhaft vier Ansätze skizzieren, die nicht trennscharf voneinander abzugrenzen sind, sondern vielmehr die individuellen Ausgestaltungsmöglichkeiten illustrieren sollen. In allen Fällen ist es wichtig, sicherzustellen, dass eine ausschließlich digitale Teilnahme möglich ist, bspw. begründet durch die Zugehörigkeit zu Risikogruppen.

Typ A: Minimale Präsenz, Maximale Synchronität
Beispielhaftes Szenario: Die Teilnehmenden des Kurses werden in mehrere Lerngruppen (A, B, ..., n) eingeteilt, die einzelne Einheiten/Übungen in Präsenz unter Beachtung der Hygieneregeln absolvieren (bspw. Präpkurs im Medizinstudium). Gleichzeitig wird die Veranstaltung live über eine Konferenzanwendung übertragen. Die Distanz-Teilnehmenden können sich via Chat oder Mikrofon beteiligen.
Aufzeichnung und nachhaltige Nutzung von Aufzeichnungen ist nicht vorgesehen. Die klare Übertragung von Bild und Ton muss gegeben sein.

Typ B: Maximale Präsenz, Maximale Synchronität
Beispielhaftes Szenario: Die Teilnehmenden des Kurses werden in zwei gleich große Lerngruppen (A + B) eingeteilt. Gruppe A ist in den geraden Wochen physisch anwesend, während die Gruppe B digital an der Sitzung teilnimmt. In den ungeraden Wochen wechselt die physische bzw. digitale Präsenz der Gruppen. Die Distanz-Teilnehmenden können sich via Chat oder Mikrofon beteiligen.Personen aus Risikogruppen nehmen immer digital teil.
Aufzeichnung und nachhaltige Nutzung von Aufzeichnungen ist nicht vorgesehen. Die klare Übertragung von Bild und Ton muss gegeben sein.

Typ C: Minimale Präsenz, Maximale Asynchronität
Beispielhaftes Szenario: Die Teilnehmenden des Kurses werden in mehrere Lerngruppen (A, B, ..., n) eingeteilt, die bei Bedarf im Sinne einer individuellen Lernbegleitung Beratungstermine in Präsenz wahrnehmen können. Die daraus hervorgehenden Fragen, Anregungen und Ideen werden den anderen Gruppen bspw. über das LMS der JGU zur Verfügung gestellt. Dies kann entweder durch die Lehrperson erfolgen oder von Studierenden, die ein Ereignis- oder Ergebnisprotokoll z.B. als Teil der Studienleistung erbringen.

Typ D: Maximale Präsenz, Maximale Asynchronität
Beispielhaftes Szenario: Die Teilnehmenden des Kurses werden in mehrere Lerngruppen (A, B, ..., n) eingeteilt, die einzelne Einheiten/Übungen in Präsenz absolvieren (bspw. Präpkurs im Medizinstudium). Das daraus hervorgehende Material (bspw. Videos) dient den anderen Lerngruppen zur Vor- bzw. Nachbereitung.

Zwischen diesen Typen lassen sich beliebig viele Varianten und Abstufungen finden, die sich ggf. im Umfang des digitalen Angebots, der Gruppenauswahl und -wechsel, des Terminumfangs in Präsenz, des Umfangs synchroner off-campus-formate etc. unterscheiden.

Die Reflexion über Lehr- und Lernziele, die zu absolvierende Prüfungsform und die Auswahl dort hinführender Aufgaben ebenso wie Inputs aus eigenen Vorträgen, Texten, Videos oder anderen Medien ermöglichen ein erfolgreiches hybrides Lernarrangement für alle Beteiligten. Dies unterscheidet sich im Grundsatz nicht von sonstiger Lehre. Hier sind einige konkrete Tipps, um alle Studierenden das ganze Semester über einzubinden.

  • Stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten die gleichen Informationen erhalten. Dazu könnten auch Ereignisprotokolle von Studierenden geführt und im LMS für alle zugänglich gemacht werden.
  • Bieten Sie (auch) digitale Sprechstunden an. Wahrscheinlich werden in Ihrer Lehrveranstaltung Studierende sein, die aus Risikogründen nicht in Präsenz erscheinen können.
  • Leiten Sie auch Austausch unter den Studierenden an, z.B. durch Foren, Peer-Sprechstunden, digitale Lerncafés usw. Solche Szenarien können von Hilfskräften moderiert werden.
  • Bedenken Sie, dass die Teilnehmenden am Computer ebenso teilhaben können, z.B. durch Nutzung eines Raummikrofons, Wiederholen von Fragen, Verschriftlichen von Antworten etc.
  • Binden Sie eine Co-Moderation ein, die Wortmeldungen im Blick behält.
  • Erklären Sie den Studierenden Ihr Lehrsetting. Wenn die Teilnehmenden abschätzen können, was methodisch und organisatorisch auf sie zukommt, können sie sich besser auf die Inhalte konzentrieren.

Welche technische Ausstattung Sie für die Umsetzung eines hybriden Szenarios benötigen, hängt natürlich zunächst davon ab, welche Art von Lehrveranstaltung Sie in welcher Weise umsetzen möchten. So kann für die zusätzliche Aufzeichnung und asynchrone Bereitstellung eines Lehrvortrags schon ein Mobiltelefon mit Stativ und gegebenenfalls einem externen Mikrofon genügen, während für das synchrone Miteinander einer Vor-Ort-Gruppe und externer Teilnehmer:innen Kanäle in beide Richtungen geschaffen und moderiert werden müssen.

Manchmal hilft viel viel:

Viele hybride Szenarien lassen sich dadurch bereichern, dass nicht nur Sie als Lehrende:r aus dem Veranstaltungsraum Bild und Ton übertragen. Durch die Zuschaltung weiterer Endgeräte (dann nur mit Bild und ggf. Text) können externe Teilnehmende einen besseren Eindruck des Geschehens vor Ort gewinnen und auf zusätzlichen Kanälen (z.B. Chat) mit (physisch) in Präsenz Teilnehmenden kommunzieren.

F: Was soll ich denn nun benutzen? Moodle? Panopto? BigBlueButton?

A: An dieser Stelle dreht man die Frage um: Sie haben die Ziele der Veranstaltung, die Prüfungsform, Materialien und vielleicht schon (einzelne) Aufgaben. Diese Punkte bilden die Grundlage für die Auswahl der technischen Umsetzung.

F: Wie kann ich anleiten, dass Studierende sich mehr untereinander austauschen?

A: Wie immer gibt es mehrere Ansatzpunkte. EInige sind:

  • Gruppensprecher*innen statt individuellen Sprechstunden - empfohlene Gruppenabgaben unterstützen
  • Integrieren Sie in den Kurs obligatorische Aufgaben, die Austausch erfordern, z.B. Peerfeedback, Pro-Contra-Diskussion (im synchronen Meeting oder im Forum), kollaborative Texterstellung (in Blogs oder Wikis), Rollenspiele
  • Für Gruppenarbeiten stellen Sie echte Gruppenaufgaben, d.h. solche, die qualitativ die  Arbeitskapazität der einzelnen Lernenden übersteigen und nur in einem Team erfolgreich bewältigt werden können.
  • Zusammen mit den Studierenden definieren Sie Gruppenziele und einzelne Verantwortlichkeiten (z.B. Rollen innerhalb der Gruppe wie Leitung, Zeitmanagement, Redaktion etc.)

F: Es ist ja wichtig, dass die Personen, die nicht dabei sein können, auch teilhaben. Wie kann ich die Übung gleichzeitig auch digital anbieten?

A: Das Umstellen von Präsenz zu digitalem zu hybridem Format zieht immer auch eine geänderte Lehre und Interaktion nach sich. Entsprechend müssen insbesondere interaktive Aktivitäten angepasst werden. Wie sollen Diskussionen zwischen digital und im Raum Anwesenden geleitet werden? Wie bildet sich eine Gruppenarbeit ab (auf Distanz - im Raum oder via Computer)?
Möglicherweise bietet sich eher ein Szenario im Typ C an, wenn Sie die Studierenden auch in Person einbinden möchten - in Beratungsgesprächen, weniger in der Standardlehrveranstaltung.

F: Wir arbeiten insbesondere an der Tafel - wie kann ich das umsetzen?

A: Eine technische Möglichkeit ist - außerhalb der LARA-Räume - der Einsatz eines Handys, das in die geöffnete Konferenzanwendung überträgt. Testen Sie vorher, dass Sie die Auflösung hoch genug ist, um die Schrift zu erkennen.
Möglicherweise bietet sich eher ein Szenario im Typ C an, wenn Sie die Studierenden auch in Person einbinden möchten - in Beratungsgesprächen, weniger in der Standardlehrveranstaltung.

F: Was ist der Zusammenhang mit "Blended Learning"?

A: Der Begriff „Blended Learning“ bezieht sich auf unterschiedliche Lehr-/Lernszenarien, die den Online- und den face-to-face-Modus (physische Präsenz) in unterschiedlichen Anteilen miteinander kombinieren.
Die meist verbreitete Definition versteht Blended Learning als „die Verknüpfung von face-to-face Lernen (physische Präsenz in einem Raum) und Online-Lernen“. Diese Definition wird u.a. vom VCRP vorgeschlagen. Hinter Blended-Learning steht also ursprünglich kein theoretisches Konzept bzw. kein bestimmtes Lehr-/Lernverständnis. Der Begriff „hybrid“ wird z.T. bereits seit mehreren Jahren in der Literatur und vor allem in den Schriften von Prof. Michael Kerres (z.B. Kerres 2002) in derselben Bedeutung,wie Blended Learning verwendet.
Die aktuelle Bedeutung von „hybrid“ hat eine besondere Komponente erhalten und bezeichnet jetzt auch Lehr-/ Lernszenarien, in denen eine Veranstaltung gleichzeitig in der Präsenz - für eine Studierendengruppe - und online - für eine andere Studierendengruppe - angeboten werden kann, was für die JGU neu und besonders ist. Auch in diesen Szenarien werden face-to-face (physische Präsenz) und Online-Komponenten verknüpft. Insofern stellen hybride Lehr-/Lernszenarien einen speziellen Fall von Blended Learning dar.

Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl von Informationsseiten und Projekten, die sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, was hybride Lehre ist und was sie leisten kann.

JGU-Plattformen für digitale Lehre

Panopto auf video.uni-mainz.de (Link zur Homepage)
BigBlueButton (Link zur Homepage)
JGU-LMS (Link zur Homepage)